Archive: Januar 24, 2012

„Gottschalk live“: Premiere mit Werbeunterbrechungen

Berlin, 24. Januar 2012. Er ist wieder da: Nach seinem Abschied von „Wetten, dass…?“ feierte Moderator Thomas Gottschalk am Montagabend mit seinem neuen Format „Gottschalk Live“ in der ARD Premiere. Von Montag bis Donnerstag wird der Showmaster ab sofort täglich um 19:20 Uhr live vor die Kameras treten und die Zuschauer unterhalten. Ein halbe Stunde lang präsentiert der 61-jährige dann seine persönliche (halbe) „Happy Hour“ aus dem Studio im Berliner Humboldt Carré.

Dabei gibt er  in seiner Sendung „gewisse Garantien“, stellt der gebürtige Franke zu Beginn seiner Show klar: So sei „Gottschalk Live“ eine Wulff-freie halbe Stunde, auch über den EU-Rettungsschirm werde der Zuschauer bei ihm nichts erfahren. Ansonsten ist das neue Format inhaltlich durchaus breit aufgestellt. Unterschiedliche Themen aus Kultur, Entertainment, Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen bilden den Kern jeder Sendung. Entscheidend ist dabei, dass es sich um aktuelle News handelt, die Tagesgespräch sind, die Menschen bewegen oder zumindest Gottschalk selbst relevant erscheinen. Gäste gibt es, wer hätte anderes erwartet, natürlich auch: „Von Lady Gaga bis Angela Merkel steht seine Sendung jedem offen. Einzige Voraussetzung ist: Die Eingeladenen müssen etwas zu erzählen haben, was Moderator wie Publikum gleichermaßen interessiert und bewegt“, heißt es dazu in der Pressemappe. Eine Anforderung, die Multitalent Michael „Bully“ Herbig offenbar erfüllt. Der Komiker, Schauspieler und Produzent war gestern Abend der erste Gast in Gottschalks neuer Show und promotete hier unter anderem seinen neuen Film „Zettl“. Eine durchaus unterhaltsame halbe Stunde. Schnell wird klar: Die neue ARD-Vorabend-Show ist ein echter Gottschalk: Illustre Gäste, Schlagfertigkeit, gute Gags. So kennt man den Kulmbacher Moderator und so ein Auftreten erwartet das Publikum von der Showlegende auch.

Während der Sendung können die Zuschauer über die neuen Medien mit der Redaktion und dem Moderator in Kontakt treten: Gottschalk legt viel Wert auf Interaktivität via E-Mail und diverse Social-Media Kanäle.

Zur Premiere ebenfalls im Studio: UFA-Chef Wolf Bauer. Die UFA-Tochter Grundy Light Entertainment produziert die Show. Sichtlich gut gelaunt und offenbar sehr zufrieden steht der Film- und Fernseh-Produzent etwas abseits vom Medientrubel, der das Studio an diesem Abend mit unbarmherziger Härte heimsucht. Gleich mehrere Dutzend Fotografen rufen lautstark durcheinander, schlagen sich fast um das beste Bild. Es gibt durchaus PR-Termine beziehungsweise auch sogenannte „Fotocalls“ wie diesen, bei denen sich deutlich weniger Fotografen einfinden. Auch in Berlin. Bei „Gottschalk Live“ sind es gefühlte 100 Journalisten, die die ARD-Premiere begleiten wollen. Kein Wunder: Der Name zieht eben. Die Show auch. Etwas nervig muten jedoch die ständigen Werbeunterbrechungen an. Während der knapp 30 Minuten dauernden Show schneidet die Werbung den Protagonisten gleich drei Mal das Wort ab. Nicht nur bei vielen Zuschauern des Großstadtreviers, das bislang auf dem Sendeplatz lief, ruft diese Werbe-Frequenz doch ein wenig Befremden hervor. Dennoch gilt für „Gottschalk Live“: Zuschauer unterhalten, Premiere geglückt. Bitte mehr davon mit weniger commercial breaks.

Frank M. Wagner
ET-Media, Berlin

Update vom 18. April 2012:
Die Intendanten der Ard beenden die Sendung „Gottschalk live“ zum 7. Juni 2012. Grund sei die geringe Publkumsresonanz, heißt es in einer heute veröffentlichten Presseerklärung.
Die Ard-Vorsitzende Monika Piel lässt sich mit folgenden Worten zitieren: „Ich finde es schade, dass „Gottschalk Live“ beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden hat, den wir diesem Format alle gewünscht haben. Es war ein Experiment, auf das sich Thomas Gottschalk mit seiner ganzen Persönlichkeit eingelassen hat. Er ist mit uns gemeinsam das Wagnis für ein neues Sendekonzept für den Vorabend eingegangen. Wir werden nun in aller Ruhe gemeinsam über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachdenken.“
Entertainer Thomas Gottschalk erklärt: „Ich nehme diese Entscheidung der Intendanten mit Bedauern zur Kenntnis, habe aber volles Verständnis dafür. Es war uns von Anfang an klar, dass wir mit diesem Format ein Experiment gewagt haben und ich war mir des Risikos zu jeder
Zeit bewusst. Über das Schicksal eines Fernsehmoderators entscheidet das Publikum und ich muss zur Kenntnis nehmen, dass es mir nicht gelungen ist, an diesem Programmplatz genügend Zuschauer zu begeistern. Trotzdem hat mir diese Erfahrung großen Spaß gemacht und ich danke der ARD, dass sie mir die Chance dazu gegeben hat.“

Saarland: „Entscheidung für Neuwahlen ist legitim“

Politikwissenschaftler Carsten Koschmieder zur Anküdigung von CDU und SPD, Ende März Neuwahlen durchführen zu wollen

ET-MEDIA: Nach der Aufkündigung der Jamaika-Koalition und dem Scheitern von Koalitionsgesprächen haben CDU und SPD Neuwahlen angekündigt. Wann halten Sie als Politologe es für notwendig, Neuwahlen durchzuführen?

Koschmieder: Bei einer Wahl werden ja nur Parteien bzw. Personen, im Wesentlichen aber Parteien gewählt und keine Koalitionen. Wenn man beispielsweise im Saarland die Grünen gewählt hat, wusste man, dass die Grünen dadurch mehr Abgeordnete bekommen. Aber ob danach eine Regierung mit der SPD oder zum Beispiel mit der CDU zustande kommt, wusste man nicht. Hätten die Grünen dann auf Jamaika verzichtet und wären ein Rot-Rot-Grünes Bündnis eingegangen, dann hätte man nicht sagen können, dass die Wähler getäuscht worden wären und es deswegen Neuwahlen statt eines Regierungswechsels geben müsste. Das heißt, Regierungswechsel sind ohne Neuwahlen möglich und auch legitim. Von „Wählerbetrug“ oder „Mauschelei“ ohne Wählerbeteiligung kann dann nicht die Rede sein, auch wenn das eine oder andere Medium so etwas schreibt. In Abhängigkeit von der Gesamtsituation kann es allerdings geboten sein, Neuwahlen durchzuführen. Ich denke, wenn sich SPD und CDU in dieser Situation auf eine Große Koalition geeinigt hätten, wäre das genauso legitim wie die Entscheidung für Neuwahlen.

ET-MEDIA: Halten Sie Neuwahlen in der konkreten Situation für den richtigen Schritt?

Koschmieder: Kurz gesagt: Ja. Wenn CDU und SPD sich offensichtlich nicht einigen konnten, dann ist es auf jeden Fall der richtige Schritt. Man könnte jetzt darüber reden, ob sie sich nicht doch hätten einigen können und es vielleicht besser gewesen wäre, wenn beide etwas kompromissbereiter gewesen wären, um doch zu einer Großen Koalition zu kommen. Aber das ist mir zu hypothetisch. Hier ist eine Regierung in einer selten da gewesenen Art und Weise zerbrochen und da sind Neuwahlen die relativ logische Konsequenz, wenn die Gespräch über eine Große Koalition nicht zu einem Erfolg führen.

ET-MEDIA: In den gemeinsamen Gesprächen waren CDU und SPD sich in den letzten Wochen ja durchaus einig. Unüberwindbare, inhaltliche Streitpunkte gab es jedenfalls nicht. Trotzdem wollen beide Parteien Neuwahlen.

Als Grund geben beide an, dass eine neue Regierung eine Steigerung der Legitimation durch das Volk voraussetze –  nämlich für fünf statt für zwei Jahre. Allein durch die Verlängerung der Regierungszeit wird die Legitimation der Regierung aber de facto und de jure nicht erhöht.
Koschmieder: Da haben Sie recht. Das theoretische Argument wäre eher, dass man sagt „Wir sind im Prinzip für eine Große Kolaition, aber jetzt lassen wir doch den Souverän entscheiden, vielleicht will der ja andere Mehrheiten, nachdem die letzte Wahl schon eine Weile her ist“. Ich denke allerdings, dass man sich ganz pragmatisch nicht auf die vorgezogenen Neuwahlen einigen konnte, die die SPD gefordert hatte. Die Behauptung, es ginge darum, dass man jetzt fünf statt zwei Jahre lang regiere, ist vermutlich nicht die ganze Wahrheit.

ET-MEDIA: Es heißt ja, die strukturellen Probleme des Saarlandes seien so groß, dass man vernünftigerweise fünf statt der verbleibenden zwei Jahre brauche, um sie angehen zu können. Realiter könnte sich die aktuelle Situation 2011/12 allerdings besser darstellen als sie noch 2009 zu Zeiten der Wirtschaftskrise war?

Koschmieder: Wenn ich das richtig sehe, geht es im Saarland ja hauptsächlich um die Einhaltung der Schuldenbremse. Da ist es natürlich besser, wenn die Regierungsmehrheit breit und sicher ist. In diesem Zusammenhang ist es zudem sinnvoll, dass keine allzu breite Opposition gegen das notwendige Sparpaket steht bzw. auch dass man bei so einem Thema möglichst viele Gruppen in der Gesellschaft mitnimmt. Eine eher konsensuale Einigung auf ein Sparpaket ist natürlich immer besser, als wenn eine Regierungskoalition nur eine Mehrheit von 51 Prozent hat und Ihr Paket dann durchdrückt.

ET-MEDIA: CDU und SPD haben betont, dass sie nach der Wahl eine große Koalition bilden wollen. Vor der Wahl wollten sie dies aber ebenfalls. Vor diesem Hintergrund scheint der Sinn von Neuwahlen etwas zweifelhaft. Können Sie diese Haltung aus politologischer Sicht nachvollziehen?

Koschmieder: Diese Haltung impliziert, dass es sozusagen klar ist, wie die Wahl ausgeht. Aber die Bürger des Saarlandes könnten ja auch sagen: Wir sind damit unzufrieden, wir wählen CDU und SPD nicht. Faktisch wird das wohl nicht passieren und faktisch kann man sagen, dass die Wahl nichts daran ändert, dass es die Große Koalition gibt. Aber im Prinzip wäre die Möglichkeit für den Souverän vorhanden, zu sagen: „Wir wollen es anders“. Abgesehen davon geht es ja auch noch um die Frage, wer den Ministerpräsidenten stellt und die Mehrheit bekommt. Zumindest theoretisch würde ich auch Rot-Grün nicht ganz ausschließen, falls die FDP nicht in den Landtag kommt und die Piraten auch nicht. Dann könnte Rot-Grün zumindest rechnerisch möglich sein. Und auch wenn Heiko Maas die Große Koalition zu bevorzugen scheint, gibt es in der SPD aber auch Stimmen, die sagen: „Dann lieber Rot-Grün“. So ganz bedeutungslos ist die Wahlentscheidung also nicht.

ET-MEDIA: Wenn man sich die Äußerungen der letzten Tage von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine anschaut, dann wird klar, dass beide engagiert für ein rot-rotes Bündnis werben. Welche Chancen räumen Sie diesem Ansinnen an?

Koschmieder: Das halte ich nicht für wahrscheinlich. Zum einen wegen der inhaltlichen Unterschiede. Gerade die Einhaltung der Schuldenbremse scheint mir für die Maas-SPD relativ wichtig zu sein, während Lafontaine ja deutlich macht, dass es für ihn Wichtigeres gibt, als weniger Schulden zu machen und die Ausgaben stärker einzuschränken. Darüber hinaus gibt es auch personelle Schwierigkeiten: Ich bin mir nicht sicher, ob Heiko Maas und Oskar Lafontaine vertrauensvoll zusammenarbeiten könnten und wollten. Und ich glaube, dass es allgemein in der SPD sehr starke Vorbehalte gegen den Teil der Linkspartei gibt, der von dem eher radikaleren Lafontaine-Flügel dominiert wird. Deswegen hat die SPD sicher Schwierigkeiten, gerade im Saarland – wo Lafontaine physisch anwesend ist – mit der Links-Partei zusammen zu arbeiten. Aber vielleicht vereinbart die SPD nach der Wahl mal ein Vortreffen, um zu prüfen, ob es sich lohnt zu sondieren. Damit könnte die SPD natürlich auch die CDU unter Druck setzen und sagen, dass man notfalls auch noch eine Alternative hat, und daher mehr Zugeständnisse von der Union fordert.

ET-MEDIA:  Gibt es eigentlich vergleichbare Situationen in anderen Ländern bzw. im Ausland?

Koschmieder: Das kann ich spontan nicht beantworten, halte ich aber für nicht besonders abwegig. Wenn eine Regierungskoalition zusammenbricht, haben ja nicht immer alle Parteien ein Interesse an einer Neuwahl. Und dass man dann über eine Alternative nachdenkt, ist sicher nicht falsch. Nehmen Sie die Situation im Bund, da gibt’s ja nicht wenige Journalisten und auch Politiker, die der Meinung sind, die FDP sei so am Ende, dass die Regierungskoalition bald auseinanderfalle. Die SPD hat Merkel für diesen Fall übergangsweise und für einen begrenzten Zeitraum eine Große Koalition angeboten, um wichtige Gesetze durchzubringen, dann aber Neuwahlen herbeizuführen. Das ist natürlich bislang so nicht passiert, weil die Regierungskoalition bisher nicht auseinander gefallen ist. Es könnte aber durchaus dazu kommen. Und ich halte es weder für unmoralisches Postengeschacher, noch für verwerflich, darüber zu reden. Aber auch Neuwahlen sind natürlich in Ordnung.

ET-MEDIA: Nach Ansicht des Mainzer Politikwissenschaftlers Falter wäre eine sofortige Große Koalition ohne Neuwahlen für das Saarland der bessere Weg gewesen. Das sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Dies hätte weniger Unruhe gebracht und mehr Kontinuität gegeben. Der Wunsch der SPD, die nächsten Landtagswahlen auf 2013 vorzuziehen, habe dies aber zunichte gemacht. Wie sehen Sie das?

Koschmieder:  Für die CDU wäre eine sofortige Große Koalition natürlich besser gewesen und die Neuwahl eine weniger schöne Option, weil sie Gefahr läuft, nicht mehr stärkste Kraft zu sein und damit die Ministerpräsidentin nicht mehr stellen zu können. Für die SPD hingegen bieten die Wahlen natürlich eine Chance. Die Aussage, dass die sofortige Große Koalition daran gescheitert ist, dass die SPD die Neuwahlen gerne vorgezogen hätte, ist nach meiner Kenntnis faktisch richtig. Für Falters Argument der Unruhe und der fehlenden Kontinuität spricht natürlich, dass zunächst der Landtag binnen 60 Tagen nach seiner Auflösung neu gewählt werden muss und in dieser Zeit ausschließlich Wahlkampf gemacht wird und keine Entscheidungen getroffen werden. Und während der Sondierungsgespräche und der Koalitionsverhandlungen nach der Wahl hält dieser Zustand ja auch noch einige Wochen lang an. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass das Saarland vor großen Problemen steht, ein Sparpaket auflegen muss und nicht monatelang einfach nichts tun kann, dann stimmt Falters Aussage so natürlich: Für eine schnelle Problemlösung wäre die Große Koalition ohne Neuwahlen der beste Weg gewesen – aber natürlich nur, wenn die neue Regierung sich in inhaltlichen Fragen wirklich hätte einigen können. Außerdem muss man überlegen, wie stark man die einzelnen Punkte gewichtet. Dann muss man abwägen: Die schnelle Handlungsfähigkeit der Regierung, die Legitimation der Regierung durch Wahlen, die Einigkeit, mit der die Regierung handeln kann, und so weiter. Daher halte ich Falters Aussage nicht für falsch, würde ihr aber trotzdem so nicht zustimmen.

„Das war alles geplant“

MdB Markus Tressel, Generalsekretär der Saar-Grünen, zum plötzlichen Ende der Jamaika-Koalition im Saarland. Für ihn war alles von langer Hand vorbereitet.
ET-Media: Die Grünen wurden von der Ministerpräsidentin für ihre Arbeit in der Koalition gelobt, dennoch sind sie aus der Regierung geflogen. Wie sauer sind Sie?

Sauer ist da sicher das falsche Wort. Wir haben viele unserer Punkte in dieser Koalition umsetzen können. Wir hätten das eine oder andere Thema gerne noch realisiert, das sage ich auch ganz offen. Aber wenn eben der Lauf der Dinge so ist, dass man entschieden hat, dass diese Koalition nicht weiterarbeiten kann, dann ist das so. Wissen Sie, menschliche Enttäuschungen mögen sicher eine Rolle spielen, aber die müssen dann auch relativ schnell wieder beiseitetreten, um eben die Sacharbeit organisieren zu können.

ET-Media: Fühlen Sie sich von der Ministerpräsidentin übergangen?
Also, ich bin jetzt nicht seit drei Tagen ununterbrochen am Weinen. Wenn eine Koalition ohne Vorankündigung beendet wird und zudem auch noch so, dass die SPD bereits einen Tag zuvor über die Aufkündigung informiert wurde, dann ist das kein besonders freundlicher Akt. Aber wir können uns nicht mit schlechten Gefühlen aufhalten. Jetzt geht es darum, die Oppositionsarbeit zu organisieren, und dabei sind schlechte Gefühle immer auch schlechte Berater. Natürlich ist das keine freundliche Umgangsform mit uns gewesen. Aber irgendwann muss man dann auch sagen: Okay, der Weg ist so, wie er von den anderen gewählt wurde.
Als Koalitionspartner der Linken im Land sind die Grünen ja jetzt verbrannt. Wie stehen die Saar-Grünen denn nun im Land da?
Wir gehen erhobenen Hauptes in die Opposition. Insofern haben wir auch kein Problem damit, Neuwahlen zu fordern. Wie brauchen diese Wahlen nicht fürchten, weil wir eine gute inhaltliche Bilanz dieser Koalition ziehen können

ET-Media: Hat sich das Experiment „Jamaika“ gelohnt?

Die Koalition hat sich sicher für uns gelohnt: Wir haben es geschafft, eine Bildungsreform auf den Weg zu bringen, die keine andere Konstellation so auf den Weg gebracht hätte. Wir haben die Energielandschaft im Saarland neu geordnet. Das waren inhaltlich zwei gute Jahre.

ET-Media: Ist Hubert Ulrich als einer der Väter dieses Experimentes jetzt beschädigt?

Hubert Ulrich ist nicht beschädigt. Wir haben damals ja innerhalb der Partei einen Entschluss gefasst, den nicht Herr Ulrich entschieden hat, sondern zwei Parteitage. Es war ein Experiment, Rot-Rot-Grün wäre ein mindestens genauso wagnisreiches Experiment gewesen. Wir haben jetzt gesehen, dass das Experiment nicht funktioniert hat. Zumindest nach Lesart der Ministerpräsidentin, die ja nur persönliche Animositäten in der FDP als Grund angegeben hat. Für uns ist unser großer inhaltlicher Erfolg letztendlich die Messlatte für den politischen Erfolg, den wir erzielt haben.

ET-Media: Denken Sie, die Koalition hätte noch etwas länger gehalten, wenn Frau Kramp-Karrenbauer sie nicht am Dreikönigstag beendet hätte?

Ich glaube, dass diese Konstellation durchaus auch noch länger hätte zusammenarbeiten können. Ich denke, Frau Kramp-Karrenbauer hätte sich nichts vergeben, wenn sie noch zwei Monate gewartet hätte, um zu schauen, wie sich das bei der FDP tatsächlich entwickelt. Ich glaube, dass es schon sehr lange Verhandlungen mit der SPD gab, und dass dies der wahre Hintergrund ist, die Koalition auf diese Art und Weise in die Luft zu jagen. Ich glaube, dass jemand wie Annegret Kramp-Karrenbauer keine Koalition aufkündigen würde, ohne einen Plan B zu haben. Ich habe den Eindruck, dass die Große Koalition schon lange ausgedealt war.

ET-Media: Es gibt ja „staatsanwaltschaftliche Ermittlungen im Umfeld der FDP“. Hätte man die Koalition deshalb nicht schon früher beenden müssen?

Wir hätten mal gemeinsam im Koalitionsausschuss über diese Sache sprechen müssen, bevor diese Koalition in die Luft gejagt wird. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Koalition war keine Liebesheirat gewesen und es hat sich auch keine Liebe entwickelt. Es hat sich alles so entwickelt, wie es sich in den letzten drei Wochen eben entwickelt hat.

Interview: Frank M. Wagner

Abbas in Berlin

Mittwoch, 18. Januar 2012: Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, ist am Mittag mit Bundespräsident Christian Wulff zusammengetroffen. Im Mittelpunkt der Gespräche im Schloss Bellevue stand der Nahostfriedensprozess. Dazu Wulff: „Deutschland unterstützt die Bemühungen des Nahostquartetts (…) Mehr erfahren

Bundespräsident Wulff empfängt Sternsinger 2012