Raoul Roßmann ist Geschäftsführer Einkauf & Marketing beim Drogeriekonzern Rossmann. Der 32-Jährige kritisiert die Angebote dubioser Händler auf dem „Amazon Marketplace“ und sieht dort einen „praktisch rechtsfreien Raum“ ohne Produktkontrolle.
Herr Roßmann, Sie haben erklärt, der „Amazon Marketplace“, bei dem quasi jeder Händler Produkte verkaufen kann, sei so etwas wie das „Darknet“ des Onlinehandels.
Das habe ich darauf bezogen, dass der Verbraucherschutz dort einfach keine Rolle spielt, deshalb kann man da von „Darknet“ sprechen. Eine wirkliche Produkthaftung und ein Interesse an der Gesundheit des Verbrauchers besteht dort nicht. Wir hatten uns dazu unter anderem eine Gesichtscreme auf dem „Marketplace“ angesehen, die 150 Bewertungen mit einem Stern erhalten hatte. Da fragt man sich natürlich, warum nach der zehnten oder elften Ein-Stern-Bewertung überhaupt noch jemand weiterkauft. Aber daran sieht man, dass Kundenbewertungen eben auch nicht abschrecken. Es gab darüber hinaus auch noch reihenweise Kommentare mit den Begriffen „Hautrötungen“, „Hautverätzungen“ et cetera. Daran sieht man doch auf den ersten Blick, dass da etwas nicht stimmen kann. Trotzdem wird der Artikel weiterverkauft. Und bei diesem Thema legen wir den Finger in die Wunde.
Sie haben 24 Produkte, die zum Großteil über China nach Deutschland kamen, testen lassen und 93 Einzelverstöße gegen die EU-Kosmetikverordnung festgestellt.
Wir haben uns über ein halbes Jahr mit dem Thema befasst, bevor wir uns zusammen mit „dm“ und „Douglas“ an die Bundesregierung gewandt haben. Wir wissen, das ist eine schwere Thematik, aber bei dem Ausmaß muss man jetzt auch entschlossen handeln. Für uns ist klar, dass Amazon für bestimmte Produktgruppenbereiche in die Haftung genommen werden muss. Und wenn das Unternehmen das nicht tut und man sieht, dass die Mehrzahl der Artikel nicht verkehrsfähig ist, dann muss man eine Plattform abschalten.
Wie geht es weiter?
Ich denke, dass Amazon wahrscheinlich eigene Leute einstellen muss, die sich mit der Thematik befassen, die ein Dokumentenmanagement nachhalten, sich mit Zertifizierungen auseinandersetzen, um überhaupt zumindest mal eine Plausibilitätsprüfung zu machen, ob ein Artikel überhaupt verkehrsfähig ist. Das ist bei einem kosmetischen Mittel, das auf Englisch verkauft wird, nicht der Fall. Das ist doch ganz klar.
Gespräch mit Eugenia Timoschenko, Tochter der inhaftierten, ehemaligen Ministerpräsidentin der Ukraine, Julia Timoschenko. Interview: Frank M. Wagner, Berlin
Wagner: Zunächst einmal fragen viele Journalisten Sie aktuell ausschließlich nach dem Wohlbefinden Ihrer in der Ukraine inhaftierten Mutter. Ich möchte damit beginnen, Sie zu fragen, wie es Ihnen selbst geht.
Timoschenko: Wissen Sie, meine Gefühle hinsichtlich der Situation in der Ukraine sind in der Tat unterschiedlich. Auf der einen Seite erlebe ich aufgrund der Unterstützung, die meiner Mutter rund um den Globus zuteil wird, viele gute Momente. Und solange diese Gefühle überwiegen, bin ich glücklich und merke, dass unser Kampf zu einem Ende kommen wird. Aber wenn dann am nächsten Tag zum Beispiel der Vize Generalstaatsanwalt – der von der Partei des Präsidenten finanziert wird – hergeht und in ganz Europa ohne jeden Beweis erklärt, meine Mutter sei eine Mörderin, dann fühle ich mich sehr bestürzt und traurig. Denn dann sehe ich, dass es tatsächlichen keinen berechenbaren Weg gibt, der aus der Situation herausführt, und dass sich meine Mutter –genau wie einige andere Gefängnisinsassen – in akuter Lebensgefahr befindet und ihre Gesundheit massiv gefährdet ist. Und diese gefährliche Situation wird jeden Tag schlimmer.
Wagner: Ihre Mutter wurde ja zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren verurteilt. Einige Minister ihres Kabinetts hat eine vergleichbare Strafe getroffen. Experten kritisieren die zugrundeliegenden Strafprozesse als politisch motiviert. Wie würden Sie das Rechtssystem der Ukraine beschreiben?
Timoschenko: Das Rechtssystem der Ukraine ist sehr unausgereift. Und jetzt können wir klar sehen, dass das Rechtssystem nach dem Belieben jener Leute manipuliert wurde, die das Recht dazu benutzen wollen, ihre Opposition zu verfolgen. Und in der Tat: Nach den zahlreichen Reformversprechen, die Janukowitsch und seine Regierung in der Vergangenheit immer wieder gegeben haben, müssen wir leider den gegenteiligen Effekt feststellen. Wir sehen, dass die Rechtsprechung den Ermittlungsbehörden, dem Geheimdienst SBU und dem Amt des Präsidenten untergeordnet wird. Wir müssen feststellen, dass Richter keine Möglichkeit haben, eigenständige Entscheidungen zu fällen und dementsprechend unter Druck gesetzt werden.
Zudem nimmt das Strafverfahrensrecht, für das die Präsidentenmehrheit gestimmt hat, den Menschen der Ukraine schon die geringsten Rechte. So haben die Bürger zum Beispiel keinen angemessenen Zugang zu einem Rechtsanwalt. Ein Verteidiger hat darüber hinaus nicht die gleiche Macht wie eine Ermittlungsbehörde bzw. Staatsanwaltschaft, sofern ihm das Gericht diese nicht zuspricht. Daneben gibt es noch viele andere Punkte, insbesondere die Ausstattung des SBU mit Rechten einer Art Strafbehörde, derer sich keiner entziehen kann. Wenn man auf dem Radar des SBU erscheint, bedeutet dies, man eingesperrt werden kann oder noch schlimmere Strafen erhält.
Wagner: Wann hatten Sie denn zuletzt Kontakt mit Ihrer Mutter, und wie sah dieser aus: Können Sie sie beispielsweise anrufen oder treffen, wie kommen Sie zusammen?
Timoschenko: Die einzige Sache, die ich tun kann, ist, sie als öffentlicher Verteidiger
zu treffen und nicht als Tochter oder Familienangehöriger. Es gibt nur ganz wenige Menschen, die sie treffen können. Ihre politischen Freunde und die Mitglieder des Parlamentes bekommen keine Erlaubnis, sie zu sehen. Und das, obwohl dies gesetzlich erlaubt wäre. Also sehen wir sie nur als Verteidiger. That’s it. Meine Mutter hat keine Möglichkeit Telefonanrufe vorzunehmen, da sie nicht in der Lage ist, eigenständig zu laufen und zum Telefon zu gehen. Die Bediensteten helfen Ihr nicht, an ein Telefon zu gelangen. Sie sagen zu ihr: „Wenn Sie Ihre Familie anrufen wollen, dann gehen Sie doch zum Telefon. Wenn Sie das nicht tun, werden wir Ihnen auch kein Telefon bringen.“ Das ist ein kompletter Verstoß gegen die Menschenrechte. Und natürlich bekommt Sie jede Menge Druck zu spüren und auch Stress. Unter dem Stress wird ihre gesundheitliche Verfassung offensichtlich immer schlimmer.
Wagner: Lassen Sie mich noch etwas konkreter nachfragen: Wie schlimm ist der Gesundheitszustand Ihrer Mutter im Augenblick?
Timoschenko: Sie ist jetzt schon seit fünf Monaten nicht mehr in der lange zu gehen und muss im Bett liegen. Ihr Rücken schmerzt außerordentlich stark aufgrund der neurologischen Schmerzen. Die Ärzte im Gefängnis weigern sich, meiner Mutter Schmerzmittel zu geben, um sicher zu stellen, dass sie noch mehr unter Stress gerät, um Ihren Willen brechen zu können. Aber dennoch ist sie mehr oder weniger eine starke Frau. Natürlich möchte Sie weiter kämpfen ihre politische Karriere fortsetzen.
Wagner: Können Sie sagen, wie die Menschen im Gefängnis sich gegenüber Ihrer Mutter verhalten?
Timoschenko: Ja, sie hat eine Zellennachbarin, die versucht, ihr zu helfen. Wir wissen nichts Genaues über Ihren Status im Gefängnis, offensichtlich hat sie einen besonderen Status. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Leute im Gefängnis sie unterstützen. Aber es gibt auch gewisse Leute, wie etwa den Hauptarzt der Strafkolonie, der sagt, dass meine Mutter gesund genug ist und damit auch vernehmungs- und prozessfähig. Das ist kein Doktor, das ist jemand, der den ärztlichen Eid missachtet und einfach Lügen unterschreibt.
Wagner: Sie sprechen ja gerade mit mir als westeuropäischem Journalisten. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Mutter für die Antworten, die Sie in diesem Gespräch geben, bestraft werden könnte?
Timoschenko: Sehen Sie, ich denke, noch schlimmer kann die Situation jetzt nicht mehr werden. Meine Mutter ist in akuter Lebensgefahr. Und ich kann Ihre Frage nachvollziehen, aber wir haben keine Zeit mehr, um still zu sein. Wir müssen jetzt auch nicht mehr nur reden, wir müssen herausschreien, was in der Ukraine vor sich geht! Jeden Tag werden mehr und mehr Leute verfolgt, wir müssen daher aufstehen!
Wagner: Was würden Sie sagen, was kann die europäische Union und was kann Deutschland tun, um Ihrer Mutter und den anderen, aus ähnlichen Gründen in der Ukraine inhaftierten Menschen zu helfen?
Timoschenko:Wissen Sie, es wird jetzt Zeit: Wir erleben jetzt schon zwei Jahre der Verfolgung. Und es gibt keinerlei sichtbare Veränderung in den Verhaltensmustern der Regierung beziehungsweise in der Staatsmaschinerie überhaupt. Daher meinen wir, den Leuten sollte der Status eines poltischen Gefangenen gegeben werden. Es muss Sanktionen geben. Nicht gegen die Ukraine, aber gegen die Leute, die die Repressalien verursachen. Jemand sollte sich deren Korruptionsaktivitäten anschauen, zum Beispiel in Bezug auf die Fußball-Europameisterschaft Euro 2012, wenn da zum Beispiel Bauprojekte auf einmal einen um 100% höheren Preis aufweisen als zuvor, der ganz offensichtlich in die Taschen jener Leute geht. Aber es scheint so, dass vielleicht die Europäische Union oder überhaupt die demokratische Welt irgendwie nicht machtvoll genug ist, solche Sanktionen zu erlassen. Aber wir hoffen wirklich, dass zumindest eine Art solcher Aktivitäten passieren werden, denn Janukowitsch und seine Leute werden jedenfalls nicht gewillt sein, ihre Macht abzugeben und aufzugeben.
Wagner: Könnte insbesondere Deutschland mehr tun?
Timoschenko: Nein, ich denke, Deutschland tut alles, was es tun kann und auch alle anderen tun, was in ihrer Macht steht. Wir sind allen sehr dankbar. Wir laufen Gefahr, dass die Ukraine der Welt als demokratischer Staat verloren geht, nach den schlimmsten und schmutzigsten Parlamentswahlen, die das Land bislang gesehen hat. Alle Oppositionspolitiker sprechen darüber und warnen insbesondere die Europäische Union, dass diese an ihrer Grenze bald einen autoritären Staat haben wird. Lasst uns so schnell wie möglich etwas dagegen tun.
Wagner: Letzte Frage, Frau Timoschenko. Glauben Sie, Ihre Mutter wird die Möglichkeit haben, nach Deutschland auszureisen, um sich in dem Berliner Krankenhaus „Charité“ behandeln zu lassen?
Timoschenko: Das hoffe ich wirklich, meiner Mutter zuliebe als Familienmitglied. Ich denke nicht an ihre poltische Karriere. Denn für mich steht ihr Leben an erster Stelle und erst dann kommt die Politik.
Update vom 22.02.2014: Timoschenko offenbar freigelassen
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge ist die die frühere Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko, am Mittag freigelassen worden. Zuvor hatte das ukrainische Parlament für die sofortige Entlassung der 53-jährigen Oppositionsführerin gestimmt.
Berlin, 26. März 2012: Der Schauspieler Bud Spencer hat heute den zweiten Teil seiner
Autobiografie in Berlin vorgestellt. Das Werk mit dem Titel „In achtzig Jahren um die Welt“ vermittelt den Fans sehr persönliche Einblicke in Spencers Leben als Schauspieler, Schwimmer, Weltreisender, Musiker, Jurist, Erfinder und Familienvater. Viele Leser hätten ihn nach der Veröffentlichung des ersten Teils seiner Lebensgeschichte im Jahr 2011 nach Anekdoten gefragt, die der Italiener am Filmset, auf Reisen oder mit seiner Familie erlebt habe, so Spencer. Diesen Anfragen komme er mit dem neuen Buch jetzt nach.
Die Frage, ob auch die Fortsetzung seiner Autobiografie wieder ein Bestseller werde, sei für ihn nicht entscheidend, sagte Spencer in Berlin. „Mir ist es wichtig, dass ich den Lesern in meinen Büchern etwas mitteilen kann.“ Dabei wolle der 82-Jährige allerdings keine Ratschläge erteilen. Vielmehr lerne er stetig von seinen Lesern und Fans.
Nach Aussage des Verlegers, Oliver Schwarzkopf, ist der zweite Teil der Autobiografie allerdings bereits jetzt in die SPIEGEL Beststellerliste eingestiegen. Obwohl „In achtzig Jahren um die Welt“ bereits vor dem ersten Promotiontermin ausgeliefert wurde und aktuell erst in wenigen Buchhandlungen vorrätig sei, habe es bereits jetzt Platz 50 der Bestsellerliste erreicht, so Schwarzkopf.
Der 1929 in Neapel geborene Schauspieler, der mit bürgerlichem Namen Carlo Pedersoli heißt, konnte bereits mit dem ersten Teil seiner Autobiografie einen Bestseller-Erfolg feiern. Das Buch landete im Jahr 2011 auf Platz 1 der SPIEGEL Bestsellerliste und wurde bislang über 125.000 mal verkauft.
Interview: Frank M. Wagner
Frage: Sie sind mit dem Flugzeug aus Rom angereist. Wie geht’s Ihnen?
Bud Spencer: Es geht mir gut.
Frage: Sie sind Schauspieler, Sportler, Sänger, Komponist, Erfinder, Jurist usw. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Bud Spencer: Ich würde mein Leben so beschreiben: Jetzt, wo ich diese 82 Jahre erreicht habe, konnte ich all das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Abgesehen von zwei Dingen. Wollen Sie wissen, welche?
Frage: Gerne.
Bud Spencer: Da ist zum einen der Beruf des Balletttänzers. Den konnte ich aus körperlichen Gründen nie ausüben, weil ich eben ein bestimmtes Gewicht habe. Die andere Sache, die ich in meinem gesamten Leben nie gemacht habe, ist der Beruf des Jockeys beim Pferderennen. Dort gilt ja eine Gewichtobergrenze von 50 Kilogramm. Was aber alle anderen Tätigkeiten angeht, die Sie genannt haben: Die habe ich alle ausgekostet.
Frage: Hatten Sie denn einmal ernsthaft vor, Jockey zu werden und bei Pferderennen zu reiten?
Bud Spencer: Selbst wenn ich mir das in den Kopf gesetzt hätte, hätte ich es nie machen können. Ich bin ja immerhin bereits mit sechs Kilogramm Gewicht geboren worden. Bei den ersten olympischen Spielen wog ich 104 Kilo, dann bei den nächsten 106 Kilo, später hatte ich bei einigen Filmen ein Gewicht von 150 Kilogramm. Insofern war es für mich völlig unrealistisch, Jockey zu werden. Ansonsten hätte ich es aber sicher ausprobiert. Allerdings war ich im Reiten nie besonders stark. Die Pferde merken ja sofort beim ersten Kontakt, ob man ein guter Reiter ist oder nicht.
Frage: In Ihren Filmen sind Sie aber durchaus häufiger geritten.
Bud Spencer: Ja, aber ich war nie ein begnadeter Reiter. Ich hatte mal ein Pferd, das den Namen des berühmten spanischen Toreros „El Cordobés“ trug. Das Tier hat gleich gemerkt, dass ich für das Reiten nicht geschaffen bin. Es hat den Dienst verweigert und schon am ersten Tag versucht, mich abzuwerfen. Am zweiten Tag war es ähnlich. Sobald das Pferd mich gesehen hat und ich meinen Schuh in den Steigbügel gesetzt habe, drehte es sich um und warf sich auf den Boden. Es weigerte sich komplett, mit mir zu reiten. Damit möchte ich deutlich machen: Ich habe tatsächlich alles ausprobiert, was ich wollte. Aber ich war nicht überall erfolgreich.
Frage: In vielen Bereichen waren Sie jedoch erfolgreich. Ganz gleich, ob man eher junge Leute fragt, oder auch ältere, von etwa 8 bis 88 Jahren mag Jeder (und auch Jede) Ihre Filme. Es gibt niemanden, der Sie nicht mag. Was glauben Sie, was macht Ihren Erfolg aus?
Bud Spencer: Sie lieben mich für das, was ich in den Filmen tue. Denn jeder hat in seinem Leben jemanden über sich, dem er gerne mal einen Fausthieb versetzen würde.
Frage:Richtig, das fängt als Kind schon an, wo vielleicht ältere Spielkameraden die
kleineren ärgern. Später sind es dann die Vorgesetzten im Job, die einen Menschen nerven können.
Bud Spencer: Ja, genau, jedem geht es doch so. Vom Straßenkehrer an der Ecke bis hin zum Bankdirektor. Jeder hat irgendeinen über sich, dem er gerne einmal eins auswischen möchte.
Frage: Großstädte wie zum Beispiel Berlin werden ja aktuell immer gefährlicher. Da würde ich es natürlich begrüßen, wenn jemand wie Sie mich abends in der U-Bahn oder auf der Straße begleiten würde, und dann für Recht und Ordnung sorgen könnte.
Bud Spencer (lacht): Ja, das mag sein. Aber leider würde bei meinen Reaktionen gar nichts passieren. Es gibt kein Blut, es gibt keine Toten, keine Verletzten, überhaupt nichts. Und darin liegt auch der Schlüssel zum Verständnis der Filme. Alle Leute, selbst die kleinsten Kinder, die meine Filme oder die von Terence Hill und mir sehen, verstehen, dass man so nicht vorgehen sollte. Man lacht, wenn man die Filme sieht. Aber es passiert nichts Schlimmes dabei. Und das ist im Grunde das ganze Geheimnis.
Frage: Sie gelten ja als Erfinder der legendären „Doppelbackpfeife“: Hat sich das damals spontan ergeben?
Bud Spencer: Das ist einfach so aus mir heraus gekommen, das habe ich nicht großartig vorbereitet.
Frage: Also ist es schon ihre Choreografie, die hinter den vielen Kämpfen steckt?
Bud Spencer: Ja, ein Teil der Choreographien stammt von mir, ein Teil von Terence Hill und auch von den beteiligten Stuntmen.
Frage: Ist der Schlag mit der Faust auf den Kopf auch eine Erfindung von Ihnen?
Bud Spencer: Diesen Schlag nennt man auf italienisch „die Wachtel“. Und diese Wachtel widerspricht in der Realität wirklich jeder Wahrscheinlichkeit. Normalerweise würde jemand, dem man mit der Faust auf den Kopf schlägt, zu Boden gehen. In den Filmen ist es aber so, dass der Geschlagene sich – statt zu fallen – zunächst nach oben bewegt und erst dann zu Boden fällt. Und das ist komisch.
Frage: Haben Sie bei den Dreharbeiten schon einmal jemanden getroffen oder gar verletzt?
Bud Spencer: Nein. Terrence ist allerdings einmal verletzt worden.
Frage: War das eine schwerwiegende Verletzung?
Bud Spencer: Nein, er hat einen Tisch auf den Kopf bekommen. Allerdings war dieser natürlich aus dünnem Sperrholz gefertigt. Der Tisch galt eigentlich mir, hat dann aber tatsächlich ihn getroffen. Ich habe mich gebückt und Terrence, der auf der anderen Seite stand, musste den Tisch dann mit dem Kopf abfangen. Zum Glück ist dieses Bühnenholz ein ganz leichtes Material.
Frage: Wie viel harte Arbeit und Vorbereitungszeit steckt hinter den Kampfszene in Ihren Filmen?
Bud Spencer: Um einen Faustkampf von einer Minute zu drehen, braucht man etwa zwei Wochen. Das ist eine sehr schwierige Arbeit, denn es muss ja alles genau abgezirkelt sein. Und vor allem erfolgt der Kampf nicht in natürlicher Geschwindigkeit. Denn wenn dies so wäre, würde man die Schläge im Film gar nicht wahrnehmen können. Insofern ist es auch sehr aufwendig, den Kampf vorher zeitlich genau abzustimmen.
MdB Markus Tressel, Generalsekretär der Saar-Grünen, zum plötzlichen Ende der Jamaika-Koalition im Saarland. Für ihn war alles von langer Hand vorbereitet.
ET-Media: Die Grünen wurden von der Ministerpräsidentin für ihre Arbeit in der Koalition gelobt, dennoch sind sie aus der Regierung geflogen. Wie sauer sind Sie?
Sauer ist da sicher das falsche Wort. Wir haben viele unserer Punkte in dieser Koalition umsetzen können. Wir hätten das eine oder andere Thema gerne noch realisiert, das sage ich auch ganz offen. Aber wenn eben der Lauf der Dinge so ist, dass man entschieden hat, dass diese Koalition nicht weiterarbeiten kann, dann ist das so. Wissen Sie, menschliche Enttäuschungen mögen sicher eine Rolle spielen, aber die müssen dann auch relativ schnell wieder beiseitetreten, um eben die Sacharbeit organisieren zu können.
ET-Media: Fühlen Sie sich von der Ministerpräsidentin übergangen?
Also, ich bin jetzt nicht seit drei Tagen ununterbrochen am Weinen. Wenn eine Koalition ohne Vorankündigung beendet wird und zudem auch noch so, dass die SPD bereits einen Tag zuvor über die Aufkündigung informiert wurde, dann ist das kein besonders freundlicher Akt. Aber wir können uns nicht mit schlechten Gefühlen aufhalten. Jetzt geht es darum, die Oppositionsarbeit zu organisieren, und dabei sind schlechte Gefühle immer auch schlechte Berater. Natürlich ist das keine freundliche Umgangsform mit uns gewesen. Aber irgendwann muss man dann auch sagen: Okay, der Weg ist so, wie er von den anderen gewählt wurde.
Als Koalitionspartner der Linken im Land sind die Grünen ja jetzt verbrannt. Wie stehen die Saar-Grünen denn nun im Land da?
Wir gehen erhobenen Hauptes in die Opposition. Insofern haben wir auch kein Problem damit, Neuwahlen zu fordern. Wie brauchen diese Wahlen nicht fürchten, weil wir eine gute inhaltliche Bilanz dieser Koalition ziehen können
ET-Media: Hat sich das Experiment „Jamaika“ gelohnt?
Die Koalition hat sich sicher für uns gelohnt: Wir haben es geschafft, eine Bildungsreform auf den Weg zu bringen, die keine andere Konstellation so auf den Weg gebracht hätte. Wir haben die Energielandschaft im Saarland neu geordnet. Das waren inhaltlich zwei gute Jahre.
ET-Media: Ist Hubert Ulrich als einer der Väter dieses Experimentes jetzt beschädigt?
Hubert Ulrich ist nicht beschädigt. Wir haben damals ja innerhalb der Partei einen Entschluss gefasst, den nicht Herr Ulrich entschieden hat, sondern zwei Parteitage. Es war ein Experiment, Rot-Rot-Grün wäre ein mindestens genauso wagnisreiches Experiment gewesen. Wir haben jetzt gesehen, dass das Experiment nicht funktioniert hat. Zumindest nach Lesart der Ministerpräsidentin, die ja nur persönliche Animositäten in der FDP als Grund angegeben hat. Für uns ist unser großer inhaltlicher Erfolg letztendlich die Messlatte für den politischen Erfolg, den wir erzielt haben.
ET-Media: Denken Sie, die Koalition hätte noch etwas länger gehalten, wenn Frau Kramp-Karrenbauer sie nicht am Dreikönigstag beendet hätte?
Ich glaube, dass diese Konstellation durchaus auch noch länger hätte zusammenarbeiten können. Ich denke, Frau Kramp-Karrenbauer hätte sich nichts vergeben, wenn sie noch zwei Monate gewartet hätte, um zu schauen, wie sich das bei der FDP tatsächlich entwickelt. Ich glaube, dass es schon sehr lange Verhandlungen mit der SPD gab, und dass dies der wahre Hintergrund ist, die Koalition auf diese Art und Weise in die Luft zu jagen. Ich glaube, dass jemand wie Annegret Kramp-Karrenbauer keine Koalition aufkündigen würde, ohne einen Plan B zu haben. Ich habe den Eindruck, dass die Große Koalition schon lange ausgedealt war.
ET-Media: Es gibt ja „staatsanwaltschaftliche Ermittlungen im Umfeld der FDP“. Hätte man die Koalition deshalb nicht schon früher beenden müssen?
Wir hätten mal gemeinsam im Koalitionsausschuss über diese Sache sprechen müssen, bevor diese Koalition in die Luft gejagt wird. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Koalition war keine Liebesheirat gewesen und es hat sich auch keine Liebe entwickelt. Es hat sich alles so entwickelt, wie es sich in den letzten drei Wochen eben entwickelt hat.