Berlin, 26. März 2012: Der Schauspieler Bud Spencer hat heute den zweiten Teil seiner
Autobiografie in Berlin vorgestellt. Das Werk mit dem Titel „In achtzig Jahren um die Welt“ vermittelt den Fans sehr persönliche Einblicke in Spencers Leben als Schauspieler, Schwimmer, Weltreisender, Musiker, Jurist, Erfinder und Familienvater. Viele Leser hätten ihn nach der Veröffentlichung des ersten Teils seiner Lebensgeschichte im Jahr 2011 nach Anekdoten gefragt, die der Italiener am Filmset, auf Reisen oder mit seiner Familie erlebt habe, so Spencer. Diesen Anfragen komme er mit dem neuen Buch jetzt nach.
Die Frage, ob auch die Fortsetzung seiner Autobiografie wieder ein Bestseller werde, sei für ihn nicht entscheidend, sagte Spencer in Berlin. „Mir ist es wichtig, dass ich den Lesern in meinen Büchern etwas mitteilen kann.“ Dabei wolle der 82-Jährige allerdings keine Ratschläge erteilen. Vielmehr lerne er stetig von seinen Lesern und Fans.
Nach Aussage des Verlegers, Oliver Schwarzkopf, ist der zweite Teil der Autobiografie allerdings bereits jetzt in die SPIEGEL Beststellerliste eingestiegen. Obwohl „In achtzig Jahren um die Welt“ bereits vor dem ersten Promotiontermin ausgeliefert wurde und aktuell erst in wenigen Buchhandlungen vorrätig sei, habe es bereits jetzt Platz 50 der Bestsellerliste erreicht, so Schwarzkopf.
Der 1929 in Neapel geborene Schauspieler, der mit bürgerlichem Namen Carlo Pedersoli heißt, konnte bereits mit dem ersten Teil seiner Autobiografie einen Bestseller-Erfolg feiern. Das Buch landete im Jahr 2011 auf Platz 1 der SPIEGEL Bestsellerliste und wurde bislang über 125.000 mal verkauft.
Frage: Sie sind mit dem Flugzeug aus Rom angereist. Wie geht’s Ihnen?
Bud Spencer: Es geht mir gut.
Frage: Sie sind Schauspieler, Sportler, Sänger, Komponist, Erfinder, Jurist usw. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Bud Spencer: Ich würde mein Leben so beschreiben: Jetzt, wo ich diese 82 Jahre erreicht habe, konnte ich all das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Abgesehen von zwei Dingen. Wollen Sie wissen, welche?
Frage: Gerne.
Bud Spencer: Da ist zum einen der Beruf des Balletttänzers. Den konnte ich aus körperlichen Gründen nie ausüben, weil ich eben ein bestimmtes Gewicht habe. Die andere Sache, die ich in meinem gesamten Leben nie gemacht habe, ist der Beruf des Jockeys beim Pferderennen. Dort gilt ja eine Gewichtobergrenze von 50 Kilogramm. Was aber alle anderen Tätigkeiten angeht, die Sie genannt haben: Die habe ich alle ausgekostet.
Frage: Hatten Sie denn einmal ernsthaft vor, Jockey zu werden und bei Pferderennen zu reiten?
Bud Spencer: Selbst wenn ich mir das in den Kopf gesetzt hätte, hätte ich es nie machen können. Ich bin ja immerhin bereits mit sechs Kilogramm Gewicht geboren worden. Bei den ersten olympischen Spielen wog ich 104 Kilo, dann bei den nächsten 106 Kilo, später hatte ich bei einigen Filmen ein Gewicht von 150 Kilogramm. Insofern war es für mich völlig unrealistisch, Jockey zu werden. Ansonsten hätte ich es aber sicher ausprobiert. Allerdings war ich im Reiten nie besonders stark. Die Pferde merken ja sofort beim ersten Kontakt, ob man ein guter Reiter ist oder nicht.
Frage: In Ihren Filmen sind Sie aber durchaus häufiger geritten.
Bud Spencer: Ja, aber ich war nie ein begnadeter Reiter. Ich hatte mal ein Pferd, das den Namen des berühmten spanischen Toreros „El Cordobés“ trug. Das Tier hat gleich gemerkt, dass ich für das Reiten nicht geschaffen bin. Es hat den Dienst verweigert und schon am ersten Tag versucht, mich abzuwerfen. Am zweiten Tag war es ähnlich. Sobald das Pferd mich gesehen hat und ich meinen Schuh in den Steigbügel gesetzt habe, drehte es sich um und warf sich auf den Boden. Es weigerte sich komplett, mit mir zu reiten. Damit möchte ich deutlich machen: Ich habe tatsächlich alles ausprobiert, was ich wollte. Aber ich war nicht überall erfolgreich.
Frage: In vielen Bereichen waren Sie jedoch erfolgreich. Ganz gleich, ob man eher junge Leute fragt, oder auch ältere, von etwa 8 bis 88 Jahren mag Jeder (und auch Jede) Ihre Filme. Es gibt niemanden, der Sie nicht mag. Was glauben Sie, was macht Ihren Erfolg aus?
Bud Spencer: Sie lieben mich für das, was ich in den Filmen tue. Denn jeder hat in seinem Leben jemanden über sich, dem er gerne mal einen Fausthieb versetzen würde.
Frage:Richtig, das fängt als Kind schon an, wo vielleicht ältere Spielkameraden die
kleineren ärgern. Später sind es dann die Vorgesetzten im Job, die einen Menschen nerven können.
Bud Spencer: Ja, genau, jedem geht es doch so. Vom Straßenkehrer an der Ecke bis hin zum Bankdirektor. Jeder hat irgendeinen über sich, dem er gerne einmal eins auswischen möchte.
Frage: Großstädte wie zum Beispiel Berlin werden ja aktuell immer gefährlicher. Da würde ich es natürlich begrüßen, wenn jemand wie Sie mich abends in der U-Bahn oder auf der Straße begleiten würde, und dann für Recht und Ordnung sorgen könnte.
Bud Spencer (lacht): Ja, das mag sein. Aber leider würde bei meinen Reaktionen gar nichts passieren. Es gibt kein Blut, es gibt keine Toten, keine Verletzten, überhaupt nichts. Und darin liegt auch der Schlüssel zum Verständnis der Filme. Alle Leute, selbst die kleinsten Kinder, die meine Filme oder die von Terence Hill und mir sehen, verstehen, dass man so nicht vorgehen sollte. Man lacht, wenn man die Filme sieht. Aber es passiert nichts Schlimmes dabei. Und das ist im Grunde das ganze Geheimnis.
Frage: Sie gelten ja als Erfinder der legendären „Doppelbackpfeife“: Hat sich das damals spontan ergeben?
Bud Spencer: Das ist einfach so aus mir heraus gekommen, das habe ich nicht großartig vorbereitet.
Frage: Also ist es schon ihre Choreografie, die hinter den vielen Kämpfen steckt?
Bud Spencer: Ja, ein Teil der Choreographien stammt von mir, ein Teil von Terence Hill und auch von den beteiligten Stuntmen.
Frage: Ist der Schlag mit der Faust auf den Kopf auch eine Erfindung von Ihnen?
Bud Spencer: Diesen Schlag nennt man auf italienisch „die Wachtel“. Und diese Wachtel widerspricht in der Realität wirklich jeder Wahrscheinlichkeit. Normalerweise würde jemand, dem man mit der Faust auf den Kopf schlägt, zu Boden gehen. In den Filmen ist es aber so, dass der Geschlagene sich – statt zu fallen – zunächst nach oben bewegt und erst dann zu Boden fällt. Und das ist komisch.
Frage: Haben Sie bei den Dreharbeiten schon einmal jemanden getroffen oder gar verletzt?
Bud Spencer: Nein. Terrence ist allerdings einmal verletzt worden.
Frage: War das eine schwerwiegende Verletzung?
Bud Spencer: Nein, er hat einen Tisch auf den Kopf bekommen. Allerdings war dieser natürlich aus dünnem Sperrholz gefertigt. Der Tisch galt eigentlich mir, hat dann aber tatsächlich ihn getroffen. Ich habe mich gebückt und Terrence, der auf der anderen Seite stand, musste den Tisch dann mit dem Kopf abfangen. Zum Glück ist dieses Bühnenholz ein ganz leichtes Material.
Frage: Wie viel harte Arbeit und Vorbereitungszeit steckt hinter den Kampfszene in Ihren Filmen?
Bud Spencer: Um einen Faustkampf von einer Minute zu drehen, braucht man etwa zwei Wochen. Das ist eine sehr schwierige Arbeit, denn es muss ja alles genau abgezirkelt sein. Und vor allem erfolgt der Kampf nicht in natürlicher Geschwindigkeit. Denn wenn dies so wäre, würde man die Schläge im Film gar nicht wahrnehmen können. Insofern ist es auch sehr aufwendig, den Kampf vorher zeitlich genau abzustimmen.