Beim „Tag des deutschen Familienunternehmens“ sprach der frühere Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über die Perspektiven der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen. Im Interview mit Frank M. Wagner erklärt er die aktuelle Lage.
Herr Freiherr zu Guttenberg, wie steht es denn um die Situation deutscher Unternehmen in den USA unter der neuen Trump-Administration?
Das hängt ein bisschen davon ab, aus welcher Perspektive Sie herangehen: Wenn Sie ein Unternehmen sind, dass in den USA investieren will, sind die Bedingungen derzeit gar nicht so schlecht. Und das ist auch etwas, dass Ihren Status in den USA durchaus heben kann. Von daher würde ich an diese Frage sogar sehr offen herangehen.
Und was gilt für Unternehmen, die einen US-Standort haben, aber außerhalb des Landes produzieren?
Dann ist die Lage derzeit etwas schwieriger, weil hier noch viele Fragen offen sind. Wir müssen darauf achten, in wie weit sich die protektionistischen Drohungen dann auch durchsetzen. Das ist natürlich ein Ungewissheitsfaktor, dessen man sich als deutsches Unternehmen bewusst sein muss. Ein anderes Beispiel ist: Wenn man als Unternehmen in den USA präsent ist, dort allerdings von exzellenten Arbeitnehmern abhängig ist, die erst noch zuwandern müssen, dann zeigt sich, dass die Einwanderungspolitik von Trump eher Risiken als Vorteile bietet. Aber nochmal: Von Investitionen in den USA würde ich derzeit nicht abraten.
Außenminister Gabriel hat ja unlängst kritisiert, dass die USA auf internationalem Parkett aktuell nach dem „Recht des Stärkeren“ handelten.
Ich halte diese Herangehensweise von einem deutschen Außenminister für bedingte Klugheit. Ich glaube, dass man keinen Schritt dadurch weiterkommt, indem man sich ständig gegenseitig mit dem Knüppel beharkt. Man kann mit Argumenten arbeiten. Wenn man bei einem Präsidenten damit nicht durchkommt, gibt es doch eine ganz erkleckliche Zahl in der Administration, die dem „Recht des Stärkeren“ als solches nicht unterworfen ist. Und wenn man Ergebnisse erzielen will, sollte man das nicht mit dem Schaum vor dem Munde machen.
Sie leben und arbeiten in den USA. Können Sie dort auch ein Stück weit politischen Einfluss nehmen?
Jeder, der eine Stimme hat, sollte sie erheben. Und wenn man sie – hoffentlich vernunftgeleitet – in den USA erhebt, gibt es genügend Menschen, die bereit sind, einem auch zuzuhören. Und deswegen muss kein Mensch, ob er nun in der Politik, Wirtschaft oder gesellschaftlichen Funktionen tätig ist, seine eigene politische Wirkkraft unterschätzen. Manchmal ist es nur ein bisschen, was vielleicht schon Wirkung erzielen kann.
Kurz zu Deutschland: Steigen Sie in den Bundestagswahlkampf ein?
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich mich am Ende etwas im Wahlkampf engagiere. Ich werde dann allerdings vor dem Wahltag wieder in einen Flieger steigen und zurück zu meiner Familien und meinem Unternehmen in die USA fliegen.
Interview: Frank M. Wagner